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Neues Geistliches Lied

Neues Geistliches Lied (bisweilen mit leicht anderer Bedeutung auch bezeichnet als: Gospelrock, Gospelpop, Sacro Pop, Christrock, Christliche Popularmusik, Moderne Christliche Musik, Jugendmusik, Contemporary Christian Music [Abk.: CCM], Neue Geistliche Musik, Neues Religiöses Lied, Christliche Popmusik, Christliche Rockmusik, Missionarische Popmusik, Missionarische Rockmusik, Moderne Kirchenmusik, Junge Kirchenmusik) (Abk.: NGL):

Zur Geschichte des NGL: Schon in der Bibel wird erzählt, wie Mirjam Gott dem Herrn ein neues Lied sang (vgl. Ex = 2Mos 15,21); der Text, der davon erzählt, gilt als der älteste Text des gesamten Alten Testaments. Seitdem ist es die Aufgabe jeder Generation, es Mirjam gleichzutun und Gott neue Lieder zu singen. Allerdings trug ein z.T. magisches Verständnis der Wirkungen von Musik und Gesang dazu bei, dass zunächst im christlichen Gottesdienst keine Gesänge, ja gar keine Musik verwendet wurden. Als der Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand in seiner Gemeinde den Hymnengesang einführte, warfen ihm seine arianischen Gegner deshalb vor, er vollziehe magische Beschwörungen. In den bald aber einsetzenden grundsätzlich einstimmigen Gesängen herrschte zunächst das Griechische als Kultsprache vor (frühchristliche Musik, byzantinische Musik). Im weiteren Verlauf der christlichen Zeit bahnten sich Musik und Gesang den Weg zur autonomen Kunst. Als Bestandteil des Quadriviums (lat.: Vier-Wegs) war Musik im Mittelalter ein Teil der septem artes liberales (lat.: sieben freien Künste).
Bis zur Mitte der 1960er Jahre galt innerhalb der kath. Kirche die Gregorianik als die einzig wahre Kirchenmusik. Allerdings trug die durch das Zweite Vatikanische Konzil geforderte Reform der Liturgie auch dazu bei, den Volksgesang, den Gesang in der Volkssprache, zu fördern. Ging es in der Gregorianik nur darum, die Heiligkeit Gottes in der Musik auszudrücken, so konnte nun eine vollkommen neue Art, Gott in der Musik zu loben und anzusprechen, im Gottesdienst einsetzen. Auf diese Weise bekam die Kirchenmusik durch das nun entstehende NGL auch einen funktionalen Charakter (d.h. der im Lied ausgedrückte Inhalt sollte die Thematik des Gottesdienstes vertiefen).
Diese Reform und v.a. das Entstehen des NGL lösten aber auch eine Diskussion aus über die Zulässigkeit des NGL im Gottesdienst. So verstieg sich der damalige Kardinal Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., in seinem Eröffnungsvortrag beim VIII. Internationalen Kirchenmusikerkongress in Rom 1985 zu der Aussage, Rock- und Popmusik sei verbunden mit „Lust der Zerstörung, Aufhebung der Schranken des Alltags und Illusion der Erlösung in der Befreiung vom Ich, in der wilden Ekstase des Lärms und der Masse“. Damit behauptete er also nichts anderes, als dass das Wesen des NGL der christlichen Vorstellung von Erlösung und Freiheit nicht nur widerspreche, sondern deren „Zerstörung“ zum Ziel habe.
Auch Kirchenchöre und Kirchenmusikerverbände fühlten sich anfangs durch das NGL angegriffen und befürchteten, dass dieses die althergebrachte Musik aus den Gottesdiensten verdrängen könne. Das war jedoch erklärtermaßen nie des Ziel derjenigen, die NGL schrieben. Mittlerweile ist aus dem befürchteten Gegeneinander ein Neben- und teilweise auch ein fruchtbares Miteinander geworden. Beide Seiten wissen, dass die jeweils andere Seite genauso zur Vertiefung des Glaubens beizutragen vermag wie die eigene. Heutzutage sind NGL aus dem Leben vieler Gemeinden nicht mehr wegzudenken.
Der erste organisierte Festivalabend mit dem NGL fand schon 1963 auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag statt. Bis heute sind Kirchen- und Katholikentage, Zeltlager, Weltjugendtreffen, Konzerte etc. wichtige Veranstaltungen, um das NGL weiterzugeben. Das Phänomen NGL verbreitet sich auch immer weiter. Es ist nicht mehr nur in Jugendgottesdiensten zu finden, sondern z.B. auch in den offiziellen Anhängen vieler katholischer Gebet- und Gesangbücher.

Zur Charakterisierung des NGL: Doch was ist eigentlich ein NGL? Die Charakterisierung ist recht schwierig. Denn zunächst einmal, ganz weitgefasst, kann jede Musik geistlich (= in-spiri-ert [von lat. spiritus = Geist]) sein, auch Rock, Pop und Jazz. Deshalb mögen folgende fünf Merkmale dazu dienen, das NGL zu umschreiben: 1) Das NGL vertont einen (im weitesten Sinn) religiösen Text – darunter fallen liturgische, biblisch orientierte, christlich engagierte und politische, aber auch andere Texte. 2) Das NGL gehört zur Gattung Lied. 3) Es ist stilistisch durch populäre Musik beeinflusst (z.B. Schlager, Jazz, Folklore, Rock oder Pop). 4) Es ist bestimmt für den Gebrauch im Gottesdienst (auch wenn es nicht ausschließlich in Gottesdiensten gesungen wird). 5) Die Hauptproduzenten und Hauptvermittler des NGL sind Jugendchöre und Jugendbands oder auf NGL spezialisierte Chöre.

Insgesamt geht es beim NGL darum, mit den musikalischen Stilmitteln der jeweiligen Zeit christlichen Glauben textlich und musikalisch in einer zeitgemäßen Sprache auszudrücken, die von allen Menschen verstanden werden kann. Damit wollen NGL zu mehr Ganzheitlichkeit im Gottesdienst verhelfen, die Einheit von Alltag und Gottesdienst fördern. In NGL kommen deshalb auch Themen wie Dank, Leid, Trauer, Freude usw. vor, also das, was Menschen auch im Alltag erfahren und erleben.

Weiterführung / Vertiefung: Die hier gesammelten Links mögen dazu dienen, mehr zum NGL zu erfahren.

Rainer Kunze