Zum Requiem von Thomas Hettwer

Das Requiem ist das erste größere Werk, das Thomas Hettwer geschrieben hat, und entstand 1989. Der damalige Hauptpastor der Hamburger Hauptkirche St. Petri gab dazu den Auftrag, weil er ein Werk suchte, mit dessen Hilfe sich Jugendliche mit dem Tod auseinandersetzen können. Es ist – Hettwers eigenen Angaben nach – stilistisch eine Mischung unterschiedlicher musikalischer Richtungen verschiedener Epochen und beruht auf der Schaffung von Gegensätzen: Zum einen bildet die Konfrontation von Jugendlichen mit dem katholischen Requiem in lateinischer Sprache schon für sich genommen einen Gegensatz, wenngleich sich dieser Text bewusst von den meist gängigen englischen Songs der Rock- und Popmusik abhebt. Zum anderen bestehen auch die musikalischen Strukturen aus Gegensätzen: Gregorianische Melodien und Formen werden der Instrumentalisierung mit Synthesizern und Schlagzeug gegenüber gestellt; Rock- und Popelemente stehen neben Chorsätzen im Stile des 17. Jahrhunderts, meditativ-balladenhafte Melodien neben Klängen, die an Carl Orff erinnern.

Dieses schlüssige Werk hat bei seinen bisherigen Aufführungen in Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich eine hohe Begeisterung bei Jung und Alt hervorgerufen. Dabei ist die Einstudierung für die Sängerinnen und Sänger nicht leicht, denn – obwohl die Partitur leicht zu lesen ist – Harmonik und Rhythmik verlangen den Sängern einiges an Disziplin und Arbeit ab.

Der Komponist vermittelt mit seiner Musik in einem gewaltigen musikalischen Ausdruck (Besetzung: Flöte, Oboe, Sopran-Saxophon, Alt-Saxophon, 2 Trompeten, Tenor-Posaune, Gitarre, E-Gitarre, E-Bass, Synthesizer, E-Piano sowie Percussion zu zwei Spielern), dass für Christen der Tod eines geliebten Menschen nicht nur den Aspekt eines endgültigen Abschiedes für immer aufweist, sondern – darüber hinaus – auf die christliche Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod verweist, in einer anderen Welt, bei Gott. Dabei wählte er zur Vertonung bewusst den lateinischen Text der katholischen Totenmesse, um dadurch deutlich zu machen, dass er in dem Glauben steht, den die Kirche durch diesen Text ausdrückt (bzw. ausgedrückt hat, da der Text nicht mehr in seiner Gesamtheit liturgisch gebräuchlich ist). Der Bezug zur vorhergehenden Geschichte wird ebenfalls ausgedrückt durch die Verwendung musikalischer Mittel, die von der Gregorianik bis ins 20. Jahrhundert reichen.

Hörproben von sechs Stücken dieses Werkes finden Sie auf der Homepage des Robert-Carl-Musikverlags, der die Rechte für dieses Werk innehat.